Flowervases
80 cm x 60 cm
Edition of 5
Perfekt arrangierte Blumenvasen werden mit Stahlkugeln durchschossen und im Moment ihrer Zerstörung abgebildet. Von Projektilen getroffen, zersplittern Glasvasen, Keramik- und Steingutgefäße sacken in sich zusammen. Dabei interessiert sich Klimas nicht so sehr für die Tatsache der Zerstörung, sondern vielmehr für die sich in einer 7000stel Sekunde vollziehende Transformation. Während in der oberen Bildhälfte die Komposition noch absolut harmonisch erscheint, herrscht im unteren schon das Chaos. Der Gegensatz von Statik und höchster Dynamik sprengt die Klischeehaftigkeit des Sujets »Blumenvase«. Die Parallelität zweier Zustände und die unwirkliche Ruhe der Bilder ziehen den Betrachter in ihren Bann.
Installation View, Untitled (Astilbe Arendsii), 220 cm x 170 cm, Ed of 2, 2016
Flowervases
220 cm x 170 cm
Edition of 2
Installation View 150 cm x 110 cm, Alexander Ochs Gallery, Beijing, 2010
Flowervases
150 cm x 110 cm
Edition of 3
LICHTBLICKE
Edison Magazin
September 2017
Die uralte Motivation des menschlichen Blicks und Forschergeistes ist die Neugier: alles zu erforschen und sichtbar zu machen, jeden noch so verborgenen Winkel. Aber das menschliche Auge reicht nicht überall hin. Die moderne Fotografie kann hier helfen, den Horizont zu erweitern, wie dieses Bild zeigt. Es dokumentiert den Augenblick, in dem ein Projektil einen Gegenstand durchschlägt, in einen Körper eindringt und diesen zerstört. Ein ultrakurzer Moment und für das träge Menschenauge unsichtbar. Allein die Hochgeschwindigkeitsfotografie lässt den winzigen Augenblick sichtbar werden, in dem die Blumenvase zerbirst und das Wasser zur Seite spritzt, während die Pflanze noch in ihrer aufrechten Position verharrt.
Wir kennen Vasen dieser Art aus dem Alltag, die Blumen darin auch, und wir erfreuen uns an ihnen. Das unsichtbare Geschoss kennen wir ebenfalls, aber es hat nichts Positives. Blick und Erkenntnis pendeln somit zwischen Blumenpracht und Explosion, zwischen Naturschönheit und Zerstörung. Objektiv anschaulich werden wir Zeuge eines Prozesses, der in seiner brutalen Dynamik die unsichtbare Schönheit eines allein mit den menschlichen Augen nicht fassbaren Momentes erschafft.
Dafür musste etwas aufgegeben werden, denn ein Foto wird wortwörtlich geschossen – mit Licht, gegen die Vanitas, für die Dauer. Sinnbildlich präsentiert Klimas hier die Natur in voller, selbstbewusster Pracht. Sie sträubt sich noch gegen ihre Zerstörung, bevor sie ebenfalls verdirbt. Das Bild ist somit nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch eine Warnung: Die Zerstörung der Schöpfung kann schon längst im Gange sein, noch ehe Auge und Intellekt sie überhaupt wahrnehmen.
Gregor Jansen
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Installation View, Untitled (Papaver), 220 cm x 170 cm, Ed of 2, 2016
Lost Paradise
Groupshow 12.08.2012 - 23.09.2012
Moenchehaus Museum, Goslar
Die Ausstellung zitiert in abgewandelter Form den Titel des berühmten Gedichts von John Milton, "Paradise Lost", und bringt damit zum Ausdruck, dass spätestens mit dem
Anbruch der Moderne der Weg zurück ins Paradies versperrt und dessen Türen "verriegelt" sind (Heinrich von Kleist)...
Die Schau im Mönchehaus Museum Goslar zeigt das anhand einer Auswahl von 15 Fotokünstlern, die sich alle in unterschiedlicher Weise dem Blumenbild zugewandt haben.
Die Fotokünstler nutzen alle Möglichkeiten der Kamera, um das traditionelle Motiv des Blumenbildes neu zu inszenieren. Ihre Aufnahmen sind gegenständlich und abstrakt,
erhaben und alltäglich, experimentell und klassisch. Sie sind so unterschiedlich wie die Blicke der Fotografierenden. Was indes alle Aufnahmen mit der Vergangenheit
verbindet, sind die vielfältigen Bedeutungen, die dem Blumenbild schon immer zugeschrieben wurden.
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Flowervases
COSAR HMT, Düsseldorf
Soloshow 09.02. - 22.03.2008
Opening 08.02.2008
Martin Klimas nimmt eine Vase, sucht für diese eine passende Blume aus, und platziert dieses Ensemble vor einen von ihm ausgesuchten farbigen Hintergrund in seinem Studio. Er bringt ein von ihm entwickeltes Hochdruckschußgerät in Position, schießt auf die Vase, die Kamera macht, ausgelöst durch das Geräusch des Einschusses, ein einziges Foto. Dieses Foto findet nur dann Eingang in Martin Klimas neue Serie, wenn es folgendes Kriterium erfüllt: die Einheit von absoluter Ruhe und Bewegung in einem Bild. Seine Bilder sind Stilleben und haben gleichzeitig alle Merkmale, die einer solchen Zuschreibung widersprechen. Betrachtet man seine Bilder genauer, ist ihnen allen eine horizontale Teilung gemein. Die obere Hälfte der Bilder entsprechen immer einem klassischen Stilleben, zeigen sich in nahezu statuarischer Ruhe, während die untere Bildhälfte in absoluter Opposition dazu steht. Hier zeigt sich Bewegung, Auflösung und scheinbares Chaos. Es ist der Moment des Gleichzeitigen, welcher die Bilder auszeichnet, der offensichtliche Widerspruch der Visualisierung eines Vorher und Nachher in einem Bild. Mit unseren Augen können wir nur die Entweder/Oder-Zustände erfassen: die Vase ist intakt und mit Wasser gefüllt oder die Vase ist zersprungen und das Wasser ist ausgelaufen. Klimas zeigt uns in seinen Bildern aber genau den Zustand dazwischen. Es ist genau diese tausendstel Sekunde, in der die Blume noch aufrecht in der Vase steht, der Wasserspiegel noch ruhig und unberührt daliegt, gleichzeitig aber schon Teile der Vase vollständig zerstört sind und sich das Wasser ungebremst im Raum verteilt.Die Erfassung dieses transistorischen Moments definiert geradezu überspitzt die Zeugenschaft des fotografischen Mediums. "Es ist so gewesen", diesen Satz von Roland Barth muß man hier noch um "auch wenn wir es mit bloßem Auge nicht sehen können" erweitern.
Installation View, Untitled (Agapanthus), 220 cm x 170 cm, Ed of 2, 2008